Waldführung und Diskussion mit grünem Bundestagsabgeordneten Niklas Wagener in Frammersbach

Über die Auswirkungen des Klimawandels auf unseren Wald im Spessart und bereits im Frammersbacher Revier durchgeführte Anpassungsmaßnahmen informierte sich der grüne Bundestagsabgeordnete Niklas Wagener aus Aschaffenburg bei einer Waldführung der Bayerischen Staatsforsten zum Thema „Klimaangepasster Mischwald ohne Zaun und Einzelschutz“ am 4.Mai 23 . Als Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft arbeitet Wagener u.a. an der Neufassung des Bundeswaldgesetzes und den Förderrichtlinien zum klimaangepassten Waldmanagement mit. 

Der zuständige Revierleiter Jochen Raue führte die ca. 40 Teilnehmer*innen, darunter viele Forstleute, in einen baumartenreichen Mischwald mit flächiger Naturverjüngung verschiedenster Altersstadien. Die geringe Verbissquote im Frammersbacher Revier wird durch eine Kombination von intensiver Bejagung und flächigem Äsungsangebot für das Wild erreicht. Das Wassermanagement im Forst bekommt laut Raue immer größere Bedeutung, durch ausreichend Totholz und die Anlage von Retentionsbecken wird der Niederschlag in seinem Revier gehalten und Überschwemmungen im Tal abgemildert. Dank der im Spessart noch relativ günstigen Witterungsbedingungen und das sowohl von Jochen Raue als auch schon von seinem Vorgänger seit Jahrzehnten betriebene umsichtige und klimaangepasste Waldmanagement entstand so ein artenreicher und bislang weitgehend klimaresistenter „Vorzeige“-Mischwald.

In der anschließenden Diskussionsveranstaltung im Wirtshaus 1890 stellte sich Anja Baier, grüne Direktkandidatin für den Landtag, vor. Die 53-jährige Krankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin aus Karlstadt betonte vor allem die aus ihrer Sicht notwendige stärkere Vertretung von Berufs-Praktikern in Parlament und Regierung. Passend zum Erdüberlastungstag legte Angelika Rütz-Holst, Listenkandidatin der Grünen für den Bezirk, ihre Vision zu mehr Nachhaltigkeit und gegen ausufernden Konsum dar. 

Anknüpfend an die am Nachmittag stattgefundenen Waldführung, informierte Niklas Wagener über die Förderrichtlinien zum klimaangepassten Waldmanagement. So sollen private und kommunale Waldbesitzer mit bis zu 900 Millionen Euro gefördert werden., Zu den Kriterien zählt u.a., dass 5% der Fläche aus der Bewirtschaftung genommen werden und sich somit völlig natürlich entwickeln können. Diese Waldschutzgebiete kämen auch einem möglichen Biosphärenreservat Spessart zugute. Diese Chance für unsere Region wird jedoch durch einen Beschluss des Bayerischen Landtages gefährdet, indem mit den Stimmen von CSU, Freien Wählern, FDP und AFD festgelegt wurde, keine weiteren Flächen des Bayerischen Staatswaldes mehr für den Naturschutz zur Verfügung zu stellen, obwohl die Machbarkeitsstudie noch läuft und die ausgewiesenen Naturwälder im Spessart nur ca. 5 % des Staatswaldes ausmachen. In der Diskussion wurde mehrfach ein Umdenken von Landtag und Landesregierung in dieser Sache eingefordert.

Ausführlich wurde auch über die geplante Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes diskutiert. Hier stellte Niklas Wagener klar, dass entgegen anderslautender Fakenews, die Bundesregierung das Heizen mit Holz nicht verbieten will, sondern im Gegenteil die Biomasse als wichtigen Bestandteil der Energiewende betrachtet. Der Gesetzentwurf sieht lediglich vor, dass in Neubauten Heizungsanlagen zur Verbrennung fester Biomasse (Stückholz, Pellets oder Hackschnitzel) mit Pufferspeichern und einer solarthermischen oder Photovoltaikanlage ausgestattet werden müssen. Wagener prognostiziert jedoch, dass sich das Heizen mit Holz in den nächsten Jahren durch die zu erwartende hohe Nachfrage stark verteuern wird. Zusammen mit der beschleunigten Nutzung erneuerbarer Energien für die Stromerzeugung sei die breite Anwendung der effizienten Wärmepumpentechnik auf lange Sicht die kostengünstigere Wahl, da auch das Heizen mit fossilen Brennstoffen durch die jährlich steigende CO2-Umlage teurer werden wird. 

Berichte über die neu gegründeten Energiegenossenschaften in Frammersbach und Zellingen sowie über die von der Bundesregierung geplante Unterstützung und Förderung von Windkraftgenossenschaften ergänzten die informative Veranstaltung.