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28.07.23 –
Unter dem Motto "Gegen Fake-News - Zeit für Fakten und praxisnahes Wissen!" stand der Info-Abend im Nebenraum der Gaststätte 1890.
Über 50 Interessierte folgten der Einladung des Ortsverbands Frammersbach, mit den beiden Expert*innen:
Einleitend erläuterte Wolfgang Rüppel, Co-Vorsitzender des OV, die Motivation zur Wärmewende
Eine Übersicht der heizungstechnischen Lösungen und deren Emssionswerte zeigt die folgende Tabelle
Roman Weimann ging in seinem Vortrag auf die Funktionsweise einer Wärmepumpe ein und stellte verschiedene Lösungen aus seiner Berufspraxis vor. Dabei zeigte sich, dass es für nahezu alle Gegebenheiten möglich ist, eine Wärmepumpe als Heizwärmeerzeuger zu nutzen. Wichtig dabei sei, betonte Weimann, den Heizwärmebedarf des Gebäudes raumweise zu ermitteln und die individuellen Bedürfnisse der Bewohner in Bezug auf Raumwärme und Nutzung von warmem Wasser einzubeziehen. Sein Fazit: Die Nutzung einer Wärmepumpe ist fast immer möglich, in manchen Fällen müssten einzelne Heizkörper oder die Fenster ausgetauscht werden, denn je besser der Dämmstandard eines Gebäudes ist, desto effizienter kann eine Wärmepumpe arbeiten. Er forderte die Besucher dazu auf, lieber 3000 Euro in Dämmung zu stecken, als 3000 Euro in Form von Öl oder Gas zu verbrennen, denn was verbrannt wird, ist weg. Die Dämmung aber bleibt und erhöht den Wert des Gebäudes.
Jedes Haus ist jedoch individuell und es sind nicht nur der Austausch des Wärmeerzeugers, sondern immer auch die jeweilige Gebäudesituation mit zu betrachten. Auf diesen Aspekt ging vor allem Silke Müller-Rüppel als zertifizierte Energieberaterin ein.
Zum Einstieg stellte sie die Verordnungen zur Energieeinsparung in Gebäuden im Laufe der Jahre und besonders das Gebäudeenergiegesetz (GEG) vor, dass im November 2020 unter der schwarz-roten Regierung in Kraft trat und dessen Novelle zum GEG 2.0 in den Medien große Aufmerksamkeit errregte. Kleiner FunFact am Rande: bereits im GEG 2020 war ein sog. "Heizungsverbot" enthalten!
Im aktuellen Entwurf des GEG ist die kommunale Wärmeplanung in den Fokus getreten. In kleineren Kommunen muss bis Mitte 2028 eine Wärmeplanung vorliegen, laut Aussagen aus den Reihen des Gemeinderates gibt es in Frammersbach bislang noch keine Aktivitäten in dieser Hinsicht. Weiter steht im Entwurf, dass der Einbau neuer fossiler Heizungen erlaubt bleibt, bis eine kommunale Wärmeplanung vorliegt, ebenso bleiben Holzheizungen erlaubt und es gibt pauschale Übergangsfristen beim Heizungstausch.
"Wärmepumpe und Altbau - geht das zusammen?" war Thema des Info-Abends und damit auch die energetische Effizienz von Gebäuden. Maßgeblich ist dabei der sog. Primärenergiebedarf von Gebäuden, der sich grob am Baujahr festmachen lässt, wenn zwischenzeitlich keine energetischen Sanierungsmaßnahmen erfolgt sind.
Quelle: Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.v.
Eine weitere Möglichkeit ist, den Primärenergiebedarf näherungsweise über den Heizenergiebedarf zu errechnen:
Ist der Entschluss gefasst, dass eine energetische Sanierung erfolgen soll, gibt es verschiedene Möglichkeiten, Förderungen in Anspruch zu nehmen. Zum einen eine Förderung der Energieberatung selbst, als auch die Förderung von einzelnen Sanierungsmaßnahmen. Im Bereich der Energieberatung ging die Energieberaterin besonders auf den sogenannten "individuellen Sanierungsfahrplan" ein, der ein sehr gut geeignetes Instrument für eine Schritt-für-Schritt-Sanierung mit individuellen Maßnahmenpaketen ist und zu 80% vom BAfA gefördert wird.
Einzelne Sanierungsmaßnahmen können im Förderprogramm "Gebäudesanierung BEG EM" vom BAfA gefördert werden. Da bei bestimmten Maßnahmen am Gebäude, z.B. die Neueindeckung des Daches, die aktuellen Anforderungen des GEG einzuhalten sind, ist es oft sinnvoll, diese Förderungen in Anspruch zu nehmen. Die Förderbedingungen im Bereich Heizung werden sich mit der GEG- Novelle ändern, aber da diese noch nicht beschlossen ist, kann man zur Höhe und den Voraussetzungen derzeit keine verläßliche Aussage treffen.
Im folgenden Teil ging die Energieberaterin auf das Thema Heizkosten ein. An einem Fallbeispiel erläuterte sie die Heizkosten für einen Altbau, die sich auf 2688 EUR/ Jahr für Heizöl belaufen. Unabhängig vom voraussichtlich steigenden Ölpreis in den nächsten Jahren ist sicher, dass sich das Heizen mit Öl durch die CO2-Abgabe drastisch verteuern wird. Sind es aktuell 9,5 Cent pro Liter Heizöl, werden es im Jahr 2026 19-23 Cent und ab dem Jahr 2027 (bei einer erwarteten Preisspanne von 200-300 EUR/Tonne CO2 ) ca 79 Cent Preisaufschlag auf den Grundpreis sein.Wer also heute 2670 Euro an Heizkosten im Jahr hat, wird ab 2027 ca 1780 Euro mehr alleine für die CO2-Abgabe zahlen müssen - jetzt noch schnell eine Ölheizung einbauen ist also nicht ratsam.
Wie wirkt es sich finanziell aus, wenn das Gebäude anstatt mit Öl mit einer Wärmepumpe beheizt wird? Das wiederum lässt sicht nicht sicher vorhersagen und hängt auch vom Primärenergiebedarf ab.
Im Beispiel hat das Gebäude einen erhöhten Bedarf von 160kWh/m²a.
Die Effizienz einer Wärmepumpe wird durch die Jahresarbeitszahl (JAZ) angegeben, bei einem unsanierten Gebäude kann man von etwa 2,5 bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe ausgehen, das bedeutet, aus einem Teil Strom (Antriebsenergie) kann die Wärmepumpe 2,5 Teile Wärme generieren. Werden nun energetische Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, sinkt der Primärenergiebedarf und die JAZ steigt. Würden z.B. die Fenster erneuert und läge die JAZ bei 3, könnten aus einem Teil Strom 3 Teile Wärme entstehen. Bei Erdwärmepumpen liegen die JAZ höher, sie verbrauchen also weniger Strom.
Im Beispiel würden für die Heizkosten des unsanierten Gebäudes mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und einer schlechten JAZ von 2,5 bei einem Strompreis von 31 Cent (aktuell Strompreisbremse bei 28 Cent für 80% des verbrauchten Stroms) 3174 EUR/Jahr entstehen. Bei einer JAZ von 3 wären es 2645 EUR/ Jahr, bei einer JAZ von 3,5 wären es 2267 EUR/Jahr. Liegt der Strompreis bei 40 Cent/kWh wären die Kosten bei einer JAZ von 2,5 bei 4096 EUR/Jahr, bei einer JAZ von 3 bei 3400 EUR/Jahr und bei einer JAZ von 3,5 bei 2920 EUR/Jahr.
Ist eine PV-Anlage vorhanden, kann man von einer 25-35%-Deckung des WP-Stroms ausgehen, d.h. bei Stromkosten von 31 Cent/kWh und einer JAZ von 3 würden sich die Stromkosten um ca 800 Euro reduzieren. Mit einem intelligenten Energie-Management-System kann der Anteil auf bis zu 50 % gesteigert werden, mit einem passenden Stromspeicher ist sogar eine Bedarfsdeckung von 70 % und mehr möglich.
Abschließend gab Silke Müller-Rüppel noch einige Energiespartipps und mit geringen Investitionen umsetzbare Maßnahmen, denn "die billigste Energie ist die, die nicht verbraucht wird".
Im Anschluss an die Präsentation konnten die Anwesenden noch konkrete Fragen an beide Expert*innen stellen.
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