Versorgungssicherheit und Klimaschutz durch erneuerbare Energien in den Kommunen

Zu einem Erfahrungsaustausch zu den Themen Versorgungssicherheit und Klimaschutz durch erneuerbare Energie in den Kommunen, hatten die Gemündener Mitglieder und der Kreisverband von Bündnis 90/DIE GRÜNEN Main-Spessart eingeladen. Neben dem Leiter des Stadtwerk Haßfurt, Herrn Norbert Zösch, Herrn Bürgermeister Jürgen Lippert (Gemünden), den Stadträten Hans Joachim Schüssler, Ralf Obert, Matthias Risser, Walter Volpert, nahmen als Vertreter des Kommunalunternehmens Gemünden, Herr Roland Brönner und Herr Henry Bürgermeister daran teil. Aus allen grünen Ortsverbänden waren Kommunalpolitiker *innen, sowie der Vorsitzende des Gemündener ÖKO-KREIS, Thassilo Maxeiner mit dabei. Der grüne Kreisvorsitzende Gerhard Kraft moderierte diese Onlinevideo-Konferenz.

Was kann eine Kommune tun, um durch erneuerbare Energien klimaneutral zu werden und die Versorgung sicher zu stellen?
Zu Beginn berichtete Herr Zösch, dass es in der Stadt Haßfurt bereits gelingt, mehr Energie selbst zu erzeugen, wie dort in den Privathaushalten verbraucht wird. Schon vor 20 Jahren wurde damit begonnen, regenerative Energien auszubauen um dem steigenden, hohen CO 2 Anteil in der Atmosphäre entgegenzuwirken und die Energieversorgung nachhaltig auszurichten. Das erweise sich nun als Vorteil, da durch die aktuellen politischen Entwicklungen auch die Gasversorgung als Brückentechnologie in Frage gestellt sei.

Haßfurt setzt auf die Energie von Sonne, Wind, Wasser und Biomasse
Die Stadt betreibt unter anderem genossenschaftlich errichtet, 13 Windkraftanlagen. Hierbei waren die Genehmigungsverfahren die größte Herausforderung.
Es wurden Photovoltaikanlagen auf allen städtischen Dächern gebaut. Mit Unterstützung der Stadtwerke folgten viele Privatleute dem Beispiel. Seit kurzem gibt es auch mehrere Freiflächenanlagen.
Um bei Dunkelflaute, also in der Zeit, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht, die Energieversorgung sicher zu stellen, fließt überschüssiger Strom in Batteriespeicher und es wird Strom in Wasserkraftwerken erzeugt. Außerdem wurden in Zusammenarbeit mit Landwirten Biogasanlagen errichtet.
Auch die Technologie „power to gas“, also die Erzeugung von Wasserstoff in sogenannten Elektrolyseuren gibt es bereits in Haßfurt. Das so erzeugte Gas Wasserstoff kann Erdgas ersetzen, gespeichert und zur Wärmegewinnung eingesetzt werden. Diese Technik wurde lange wegen des Stromverbrauchs, der hohen Kosten und des Gesamtwirkungsgrads kritisch betrachtet. Inzwischen schmelzen jedoch die Preisunterschiede und man kann Wasserstoff fast zu Erdgaspreisen herstellen und der Strom aus den Überschüssen bei Solar- und Windkraftanlagen wird sinnvoll verwendet.

Laut Herrn Zösch lohne sich das Energiekonzept auch finanziell, denn der Strompreis wurde deswegen nicht erhöht. Haßfurt habe in seine Anlagen für regenerative Energien, Netzverteilung und Technik über die Jahre etwa 10 Millionen € investiert. Den Rest haben Landwirte, Genossenschaften und Bürgerinnen und Bürger übernommen. Durch den Verkauf des produzierten Stroms ist das investierte Geld nach 10 Jahren wieder hereingeholt“ und wirft Rendite ab. Mit dem Gewinn wird die nachhaltige Stadtentwicklung weiter gefördert.
Für die Teilnehmenden waren Fragen zur Bürgerbeteiligung bei Windparks, Solar- und Biogasanlagen, technische Fragen zu Batteriespeichern, Brennstoffzellen und „power to gas“-Anlagen, zum Rohstoff Holz als nachhaltigem Energielieferanten und zu Schnellladestationen interessant. Herr Zösch beantwortete alle Fragen ausführlich, so dass keine Antwort offenblieb.

Von der Situation in Gemünden berichteten Roland Brönner und Henry Bürgermeister, dass der Schwerpunkt der Stadtwerke in den letzten Jahren stark auf der Wasserversorgung und der Wasseraufbereitung gelegen habe, jedoch einige städtische Dächer bereits mit PV-Anlagen ausgerüstet seien und Fernwärme mit zwei Heizkraftwerken erzeugt werde.
Erster Bürgermeister Lippert ergänzte, dass die Dächer auf kommunalen Anlagen teilweise vermietet oder verpachtet seien und die städtischen Gebäude (Mittelschule, Bauhof, Kindergärten) im Wesentlichen ausgenutzt seien.
Geplant seien außerdem 2 Freiflächenfotovoltaikanlagen im Stadtgebiet, in Harrbach und in Massenbuch. So könne ein weiterer Teil des Stroms im Stadtgebiet regenerativ erzeugt werden, wenn auch nicht durch die Stadt selbst. Hier können sich die Bürger*innen finanziell beteiligen.

Gerhard Kraft wies darauf hin, wie wichtig es sei, dass sich alle Kommunen im Landkreis einklinken, um das vom Kreistag schon 2011 gesteckte Ziel, möglichst bis 2035 energieautark bei Strom und Wärme zu werden, zu erreichen.
Durch die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern könnte viel Kapital eingesammelt werden, so dass die finanzielle Belastung der Kommunen für nachhaltige Projekte moderater gestaltet werden könne. Wichtig sei auch, dass die Akzeptanz für Windräder und Freiflächenfotovoltaikanlagen viel größer sei, wenn die Menschen selbst Anteil hätten.

Kraft bedankte sich bei allen Teilnehmenden. Er schlug vor, das Angebot von Herrn Zösch anzunehmen, sich in Haßfurt vor Ort über die regenerative Energiegewinnung zu informieren. Er stellte auch in Aussicht, eine Präsenzveranstaltung zu diesem – für die Zukunft sehr wichtigen – Thema zu organisieren.