Zur Diskussionsrunde des Kreisverbands Main-Spessart von Bündnis 90/DIE GRÜNEN über die Pflege in den eigenen vier Wänden konnten Interessierte am vergangenen Dienstag in Karlstadt erfahren woran es mangelt und hakt.

 

„Mehr als ich kann – allein gelassen mit der Pflege“ unter diesem Motto stand die Veranstaltung des Kreisverbands Main-Spessart von Bündnis 90/DIE GRÜNEN, zu der Kreisvorsitzender Gerhard Kraft die über 40 anwesenden Gäste begrüßen konnte. Viele von ihnen haben Leitungsfunktionen in stationären oder ambulanten Pflegeeinrichtungen inne und so fand eine Fachdiskussion auf hohem Niveau statt. Der Abend stand ganz im Zeichen der Arbeit von pflegenden Angehörigen. Allein gelassen, so fühlen sich viele, wenn sie tagtäglich die Pflege und Betreuung übernehmen. Und dabei ist die Pflege eines auf Hilfe angewiesenen Menschen kein Einzelschicksal. Schon heute haben 15 Prozent der Bevölkerung einen pflegebedürftigen Angehörigen in der Familie. Weitere 25 Prozent rechnen damit, dass diese Situation in den nächsten 5 bis 10 Jahren eintritt oder eintreten könnte. Dass Handlungsbedarf besteht, bestätigten die eingeladenen Expertinnen und Experten. Unter ihnen die oberfränkische Bundestagsabgeordnete Elisabeth Scharfenberg,  Heike Wenisch die Leiterin der Fachberatungsstelle für pflegende Angehörige der Caritas in Lohr, Kurt Brandenstein der Leiter der Seniorenheime Klinikum Main-Spessart sowie der Zellinger Bürgermeister Dr. Wieland Gsell.

 

„Häusliche Pflege bedeutet sich kümmern und das Tag für Tag und Stunde für Stunde. Ganz unabhängig, wie man sich fühlt“, schilderte MdB Scharfenberg den Alltag von pflegenden Angehörigen. Die pflegepolitische Sprecherin der GRÜNEN im Bundestag machte deutlich, dass sich daraus spannungsgeladene Situationen ergeben können, in der pflegende Angehörige mitunter völlig überlastet sind und keinen Ausweg mehr für sich sehen. Heike Wenisch wies darauf hin, dass sich noch wesentlich mehr Entlastungsangebote für pflegende Angehörige entwickeln müssen, wie z.B. eine bezahlbare 24-Stunden-Pflege. „Das gab es schon einmal unter anderem in Kreiseinrichtungen“, so die Reaktion von Herrn Brandenstein auf den Vorschlag eine Nachtpflege anzubieten. Aber leider war die Resonanz darauf sehr gering, so dass man das Angebot wieder einstellen musste. „Es ist leider ein allgemeines Problem, dass den pflegenden Angehörigen viele Angebote gänzlich unbekannt sind“, so Wenisch. Deshalb brauche es mehr Beratung, die nach Hause kommt und alle Facetten der Pflege und Unterstützung aufzeige. So gebe es die Möglichkeit einen Pflegebegleiter bei der Fachstelle für pflegende Angehörige anzufragen. Eine tolles Angebot, bei dem die pflegenden Angehörigen für ein paar Stunden Entlastung erfahren können. „Das ist bedeutet Freiheit“, so eine interessierte Teilnehmerin. Die zwei Stunden in der Woche, in denen die Pflegebegleitung anwesend ist, ist eine Zeit zum Energie tanken für die weiteren Tage.  Dr. Gsell wies auf die besondere Situation von an Demenz erkrankten Personen hin, die der ständigen Beaufsichtigung und Pflege bedürfen. „Da kann Pflege zum 24 Stunden Job werden“, so der ehemalige Vorsitzende der unterfränkischen Alzheimer Gesellschaft. Bezirksrätin Bärbel Imhof aus Lohr sprach sich für niederschwellige und vernetzte Angebote aus. Auch die Zuhörer beteiligten sich rege an dem Austausch und schilderten ihre Erfahrungen.

 

Das Interesse am Thema Pflege wächst – das war allen Anwesenden klar. Denn auch im Landkreis Main-Spessart sind auf Grund der demografischen Entwicklung immer mehr Menschen auf Unterstützung angewiesen. „Es muss eine weitreichende Reform in der Pflege geben, bisher gibt es nur Stückwerk“, unterstrich Kreisvorsitzender Gerhard Kraft. Dafür wollen DIE GRÜNEN auch mehr Geld investieren und eine Pflege-Bürgerversicherung einführen. Dr. Gsell betonte: „Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, nicht nur das Geld.“ Zudem brauche es mehr Entlastungsangebote, damit Pflege zuhause gelingen könne, stellte MdB Scharfenberg fest.

 

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