Die vergangene Woche vorgestellte Studie der OECD zur Kinderarmut bescheinigt Deutschland schlechte Ergebnisse im internationalen Vergleich. Jedes sechste Kind in Deutschland lebt in relativer Armut.

Dieser Bericht war Anlass für die grüne Landtagsabgeordnete, Simone Tolle, sich mit den Daten im Landkreis auseinanderzusetzen. Fündig wurde sie in einer Studie der Bertelsmann-Stiftung. So sei auf der Grundlage des Jahres 2007 jedes 20. Kind im Landkreis von Armut betroffen. Im Städtevergleich weise Marktheidenfeld mit 9,7 % die höchste Quote, Arnstein mit 3,6 % die niedrigste aus. Zum Vergleich: In Dänemark lebt nur jedes 37. Kind in Armut.

Eine Studie der AWO, so Tolle, beschreibe die Lage u.a. so „arme Kinder können seltener Freunde nach Hause bringen, seltener Geburtstag feiern und seltener Einladungen annehmen.“ „Leben in Armut“, so Tolle „bedeute aber noch mehr, nämlich eine dramatische Minderung der Chancen der betroffenen Kinder auf einen guten Schulabschluss, auf ein Leben in Gesundheit, auf Teilhabe an sozialen und kulturellen Aktivitäten“. Selbst der Zugang zur Musik sei eingeschränkt: Lediglich 15 % aller Kinder hätten laut einer Studie des DJI (deutsches Jugendinstitut) die Möglichkeit, in den Genuss von musischer Bildung zu kommen. Das DJI beziffere das Armutsrisiko für Familien mit mindestens einem Kind auf 28 %. Die Zahl der Haushalte mit geringem Einkommen in Main-Spessart liege laut der Bertelsmann-Studie bei 11,1 %, die Zahl der Haushalte mit Kindern sei von 2003 bis 2006 um 2 % zurückgegangen.

Als Ursache für Kinderarmut in Deutschland sieht die OECD die hohen Transferzahlungen, die den armen Kindern nicht zugute kämen. Tolle schloss sich der Forderung der Leiterin der sozialpolitischen Abteilung der OECD an, dass „wir unsere Transfers stärker auf bedürftige Kinder konzentrieren müssen.“

Tolle sieht den entscheidenden Hebel u.a. in der Bildungspolitik: „Bildungsarmut darf nicht weiter vererbt werden. Deshalb muss der Kampf für Bildungsgerechtigkeit ein Schwerpunkt der politischen Kräfte in den vergangenen Jahren werden.“ Dafür brauchen wir mehr finanzielle Mittel für Pädagogen und Betreuung. Ein weiterer Schritt sei die Einführung einer Kindergrundsicherung. Die derzeitigen Hartz-IV-Sätze sähen keinerlei Ausgaben für Bildung und Betreuung vor. Tolle forderte in diesem Zusammenhang: „Die politischen Parteien dürfen in der Bildungs- und Familienpolitik nicht nur auf die sog. Mittelschicht schielen. Wir müssen Politik für die Schwächsten machen.“

Eine reiche Gesellschaft habe zudem die Pflicht, allen die gleichen Startchancen zu gewähren. „Wir brauchen großzügige Angebote; das Geld muss aber gerade bei den bedürftigen Kindern ankommen.“ Darüber hinaus brauchen wir aber auch Rahmenbedingungen, die das Leben mit Kindern erleichtern. Hierzu zählen Arbeitsbedingungen, aber auch eine Gesellschaft, die Kinder immer und überall mit offenen Armen empfängt und sie in den Mittelpunkt stellt.

"Soziale Lage" für Main−Spessart 2007

 

"Soziale Lage" für Lohr a.Main 2007

 

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>